Wilhelm Löhe – Ein Pionier der Diakonissenhäuser
Vor 150 Jahren starb Wilhelm Löhe. Er war Pionier der diakonischen Arbeit und gründete das erste Diakonissenhaus in Bayern. Ein Auszug aus dem Buch «Pioniere und Propheten» von Roland Werner und Nehlsen (Hrsg.).
«Wir in unserer Heimat sollten innere Mission und Diakonie vom Altare aus und zu dessen Ehre treiben.»
Dieses Zitat von Wilhelm Löhe wird meist gekürzt wie folgt wiedergegeben: «Alle Diakonie geht vom Altar aus.» Es stammt aus dem Korrespondenzblatt der Diakonissen von Neuendettelsau 1868, das unter dem Titel «Brüderliche Klage über Gewissensverirrung» erschienen ist. Der Lutheraner Löhe hatte einen Aufruf des Kaiserswerther Mutterhauses, das der unierten Kirche angehörte, mit unterzeichnet. In der lutherischen Welt brach ein Sturm der Entrüstung los, wie Löhe, der bekenntnistreue Lutheraner, dies nur hatte tun können. 1808 in Fürth geboren, besuchte Löhe in Nürnberg das Gymnasium und studierte danach in Erlangen und Berlin evangelische Theologie. 1831 wurde er ordiniert, danach begann eine lange Zeit der Wanderschaft über Vikar- und Pfarrverweserstellen für ihn, ehe er in Neuendettelsau im Jahre 1837 seine erste Pfarrstelle antrat. Nach ersten diakonischen Initiativen widmete Löhe sich ab 1840 den Nordamerika-Auswanderern. Er bildete zusammen mit Friedrich Bauer so genannte Nothelfer aus, die dann in den USA die lutherischen Gemeinden betreuten. Löhe organisierte zudem die Ansiedlung fränkischer Auswanderer in Michigan (unter anderem Frankenmuth) und engagierte sich in der Indianermission. Daraus entstand die Neuendettelsauer Missionsarbeit.
1854 gründete Löhe in Neuendettelsau die erste bayerische Diakonissenanstalt, die erste lutherische Einrichtung dieser Art. Er förderte die Entwicklung und den Ausbau der diakonischen Arbeit. Es entstanden Krankenhäuser, Kindergärten, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Resozialisierungseinrichtungen und Ausbildungsstätten in Neuendettelsau, so dass die Diakonissenanstalt noch zu seinen Lebzeiten zu den größten Einrichtungen in Deutschland zählte. Ebenso wuchs die Zahl der Diakonissen stetig an. Die Diakonie Neuendettelsau steht heute in dieser Tradition.
Neben den Aktivitäten im missionarischen und diakonischen Bereich stand eine große publizistische Tätigkeit. Löhe fungierte als Herausgeber von Periodika und theologischen Büchern. In allem, was er tat, war er angetrieben von der Wahrheit des Evangeliums, der Liebe zu den Menschen und der Ehrfurcht vor Gott.
Der Text wurde verfasst von Matthias Honold:
Er ist Historiker und Leiter des Zentralarchivs der Diakonie Neuendettelsau und lebt in Neuendettelsau.