Kompromisslose Experimente in Sachen Nächstenliebe
Shane Claiborne
Ich muss verrückt sein, so zu leben
Kompromisslose Experimente in Sachen Nächstenliebe
Er scheint wohl so an die Dreißig, oder knapp drüber, alt zu sein und gilt manchen als "lebendes Experiment". Shane Claiborne lebt als christlicher Friedensaktivist in Philadelphia. Der Originaltitel des vorliegenden Buches: "Die unwiderstehliche Revolution. Leben als normaler Radikaler" hätte wahrscheinlich nicht viele "freiwillige" Leser auf den Plan gerufen. Denn das riecht bereits nach den damit verbundenen Kosten eines radikalen Lebens. Aber "Ich muss verrückt sein, so zu leben" läuft erstmal auf eine Biographie hinaus. Klingt harmlos - aber das ist es nicht. Ein 350 Seiten starkes Statement für kompromisslose und vor allem praktische Nächstenliebe am Beispiel seines persönlichen Lebens. Nachdem ich meine anfängliche Skepsis - ok, wieder ein Amerikaner, der zu Mutter Theresa für ein paar Wochen gereist ist und dort mal ein bißchen radikal gewesen ist - überwunden hatte, fand ich das Buch zunehmend interessanter. Shane bleibt nämlich nicht dabei, Mutter Theresa besucht zu haben oder als Friedensaktivist im Irak gewesen zu sein. Er lebt und versteht seine Beziehung zu Jesus als etwas, das ihn in die Verantwortung für seine Umwelt, die direkte und auch die globale, stellt. Und dementsprechend lebt er: Bewußt als Single, bewußt in einer Lebensgemeinschaft, bewußt in einem sozialen Brennpunkt, bewußt mit Armen und Bedürftigen zusammen (u.v.m.). Ja, diese Welt geht den Bach hinunter. Aber das heißt nicht, dass wir ihr dabei zuschauen müssen. Shane Claibornes Lebensstil inspiriert, fordert aufs äußerste heraus, erinnert mich in Buchform gebracht stellenweise an Michael Moore (nur eben christlich motiviert) und ist auf jeden Fall unbequem. Zuerst ist man überfordert mit der scheinbaren Erwartung, dass alle so zu leben hätten wie er. Doch gefallen hat mir, dass sich immer mehr herausschält, dass jeder so leben könnte: Auf seine Art und Weise, mit wachen Augen in dieser Gesellschaft und überall etwas finden kann, was er beitragen kann. Experimentierfreudiger in Sachen praktischer Nächstenliebe zu werden - darauf läuft dieses Buch hinaus. Gefallen hat mir außerdem, der Respekt, mit dem Shane die Ortsgemeinde, bzw. die Kirche insgesamt behandelt: Er nennt die Misstände und eklatanten Versäumnisse ohne zu verurteilen. Man kommt durch das Buch nicht in die Versuchung, aus der sozial-unbeweglichen Kirche auszuscheiden und sich in kleine, christliche Kommunen zurück zu ziehen. Aber man bekommt eine andere Perspektive dafür, für was wir als Gemeinden unser Geld ausgeben - und für was nicht. Empfehlenswertes Buch für Leute, die radikal mit Jesus leben wollen, aber keine Ahnung haben, wie sie das anstellen sollen. Außerdem lesenswert für Menschen, die in den Gemeinden verantwortliche Positionen inne haben ("eventuell geht es im Leben um mehr als Gemeindewachstum...?") und Leser, die die Welt mit wachen Augen wahrnehmen und sich fragen, was sie praktisch beitragen können, um das Leben auf dieser Erde nicht nur für sich selbst lebenswerter zu machen.
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